Versuchung
Europa heute: Aixa, eine junge Marokkanerin, ist aus ihrer Heimat geflohen, um einer von ihrem Vater arrangierten Zwangsheirat zu entgehen. Jetzt arbeitet sie illegal als Dienstmädchen bei Guillem, der sich in sie verliebt. Eines Tages steht ihr Vater Hassan vor der Tür. Doch Hassan ist nicht gekommen, um Aixa zu holen. Er hat mit Guillem eine ganz andere Rechnung offen, denn dieser macht Geschäfte mit illegalen Einwanderern. Eine Reihe von Missverständnissen zerstört den zarten Keim der Hoffnung, dass die Differenzen der Kulturen überwindbar wären.
Mit: Johannes Bleckmann, Ralph Opferkuch, Mascha Rauschenbach
Regie: Inka Neubert, Ausstattung: Marcela Snaselova, Musik: Nico Netzer
22. (Premiere), 23. März, 5., 6., 12., 13. April, 20 Uhr
Und hier gehts zum Trailer auf artmetropol.tv!!
Autorenporträt Carles Batlle
Versuchung ist ein Stück über die Flüchtlingsthematik in Europa. Die Meerenge von Gibraltar ist seit Jahren eine Transitstrecke für Flüchtlinge, die zum größten Teil aus Marokko stammen. Vor allem in den Sommermonaten steigen die Flüchtlingszahlen. Nicht nur das günstige Klima ist dafür verantwortlich, sondern auch die vielen im Ausland beschäftigten Verwandten, die im Sommer in ihre Heimat zurückkehren und Verwandte und Freunde animieren, ihrem Beispiel zu folgen.
„In „Versuchung“ ging ich von einer Zeitungsnotiz aus: „Die Polizei sucht die Familie eines Mannes, der tot und ohne Papiere auf der Straße gefunden wurde.“ Ich habe mich gefragt: Warum sucht die Polizei die Familie? Der Mann hat keine Papiere oder Dokumente. Es könnte ein Bettler oder ein illegaler Einwanderer sein. Warum sucht ihn die Familie nicht? Ich stelle mir dazu eine Geschichte vor: Die Tochter des Toten erfährt, dass ihr Vater überfahren wurde. Wenn sie nun Anspruch auf den Körper erhebt, um ihn zu begraben, wie es die Tradition verlangt, dann wird sie, da sie auch illegal ist, gezwungen in ihr Land zurückzugehen. Ein Dilemma wie in ANTIGONE: entweder begräbt sie ihren Vater, oder sie hat eine Zukunft in diesem Land.“
Der katalanische Autor Carles Batlle erzählt vom Zusammentreffen dreier Menschen: Ein Dreiecksverhältnis und ein Spiel mit Irrtümern beginnen, die Begegnungen und Beziehungen nehmen ihren – unerwarteten – Verlauf, in dem sich das emotionale wie politische Stück mit raffinierten Mitteln zu einem grotesken Thriller entwickelt.
Mit dem spanischen Autor Carles Batlle setzen wir die Reihe der Autorenporträts fort. Batlle arbeitete als Dramaturg am Katalanischen Nationaltheater und leitete die Werkstatt des Theaters Sala Beckett in Barcelona. Er unterrichtet an der Autonomen Universität und am Theaterinstitut Barcelona. Seine Theaterstücke wurden mehrfach ausgezeichnet, in elf Sprachen übersetzt, weltweit publiziert und aufgeführt.